Zusammenarbeit vor Ort ausgeweitet
Gäste aus Nairobi bei Promoting Africa Herrsching: Vereinsbericht aus erster Hand.
Herrsching – Für Ruth Paulig und Susanna Kiehling sind es gute Bekannte: Kennedy Kisilu und Michael Kakuyu. Beide sind Führungskräfte in Projekten des Herrschinger Vereins Promoting Africa. Als solche sind sie aktuell Teilnehmer des Internationalen Seminars für Führungskräfte der Landjugendarbeit im Haus der bayerischen Landwirtschaft. Eine gute Gelegenheit, den Vereinsmitgliedern aus erster Hand vom Stand der Dinge in der kenianischen Berufsschule und ihrem Mobility Centre zu berichten. Den Herrschinger Verein hatte Ruth Paulig 2009 gegründet. Mittlerweile ist sie Ehrenvorsitzende, Susanna Kiehling hat Pauligs Amt übernommen, und Kiehlings Sohn Severin, der auch Schatzmeister ist, lebt mittlerweile in Kenia.
Kisilu (35) war einer der ersten Lehrer beim Start der Berufsschule. Er unterrichtet Elektro- und Solartechnik und ist mittlerweile Schulleiter. Der Besuch in Herrsching ist für ihn das erste Mal überhaupt, dass er Kenia verlassen hat.
Kakuyu nimmt schon zum zweiten Mal an dem Internationalen Seminar teil. Der 30-Jährige war über das erste Projekt des Vereins, über das Child Support Program, der erste Student, der durch eine Patenschaft von Dr. Monika Bieberbach studieren konnte. Sie ist als Vorstandsmitglied von Promoting Africa treibende Kraft hinter dem Child Support Program. Keine Frage, dass sie sich ein Wiedersehen nicht entgehen ließ und stolz Kakuyus Vortrag verfolgte. Schon als Student hatte er beim zweiten Bauabschnitt der Berufsschule, dem Skills Centre, mitgeholfen. „Ruth war auch da und eine große Hilfe in der Küche“, erinnert er sich lachend. Als Manager ist Kakuyu heute rechte Hand von Jimmy Kilonzi, dem Geschäftsführer des Partnervereins Youth Support Kenya, der mit den Zentren von Promoting Africa eng zusammenarbeitet. Ihr Büro befindet sich im 2019 eröffneten Mobilitiy Centre, in dem die Produkte und Dienstleistungen, die in der Berufsschule hergestellt oder unterrichtet werden, im Angebot stehen – eine Art Hofladen.
Kakuyu freute sich, nach der Corona-Pause endlich wieder von einer Abschlussfeier berichten zu können, die mittlerweile sechsten. Und davon, dass in der Berufsschule – einst für 60 Schüler vorgesehen – unterdessen 120 bis 140 Schüler unterrichtet werden. Vor allem bei den Berufszweigen Friseure und Kosmetik herrsche ein großer Zulauf, was einer neuen Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk Terres des Hommes geschuldet ist, das die Schulgebühren für Mädchen übernimmt, die an einem Brennpunkt nahe Nairobis sonst zur Prostitution gezwungen seien. Kakuyu zeigte Fotos von Zelten, die aktuell als provisorische Unterrichtsräume dienen, um mehr Schlafräume zu haben. Denn die meisten der Schüler übernachten auch in der Berufsschule. Ein kleiner Wink mit dem Zaunfall? Eine Schulerweiterung ist wohl dringend notwendig.
Dass die Unterstützung aus Herrsching nicht nur ideellen Wert hat, beweisen die Zahlen. Die meisten Berufsschulabsolventen finden im Anschluss einen Job und haben eine Perspektive in dem Land, in dem die jüngsten Präsidentschaftswahlen zu Unruhen führten. Ob das Wahlergebnis anerkannt wird, werden die nächsten Tage erst zeigen. Kakuyu und Kisilu fliegen am Mittwoch in diese Ungewissheit zurück, dafür mit dem guten Gefühl, dass ihr Platz bei Promoting Africa sicher ist. Und mit vielen neuen Eindrücken und Kontakten vom internationalen Seminar in Herrsching, dessen Wert sie hoch einschätzen. Auch Ruth Paulig und Susanna Kiehling sind dankbar, dass Menschen aus 40 Nationen an der Rieder Straße friedlich zusammentreffen können – „es ist wie eine Friedenslösung“
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